HTC 7 Pro mit Schiebetastatur
(16.02.2011 00:01 CET)
Eine der Auswirkung der engen Vorgaben, die Microsoft für Windows Phone 7-Geräte gemacht hat, ist die Tatsache, dass die Zahl der unterschiedlichen Geräte und der differierenden Merkmale relativ gering ist. Nach den fünf „Startgeräten“ (HTC Mozart, Trophy und HD7, Samsung Omnia 7 und LG Optimus 7) ist jetzt, knapp dreieinhalb Monate nach dem offiziellen Marktstart, mit dem HTC 7 Pro ein weiteres Gerät auf den Markt gekommen, das sich vor allem durch die ausschiebbare Hardwaretastatur von den anderen Geräten abhebt.
Seine Herkunft kann das 7 Pro kaum verhehlen: Der Touch Pro2 mit Windows Mobile 6.5 als direkter Vorgänger hatte ein ähnliches Gehäuse und eine ähnliche Mechanik: Schiebt der Anwender das Display (wenn das Gerät im Querformat ist) nach oben, dann wird die vierzeilige QWERTZ-Tastatur sichtbar. Neu hierbei: das Display klappt automatisch ein Stück nach oben und ist somit direkt in einem Winkel, dass man es optimal lesen kann. Das mag dem einen oder anderen nicht gefallen, weil es die Haltung des Geräts festlegt (das Pro2 erforderte nach dem Ausschieben der Tastatur ein manuelles Neigen des Displays), am Ende aber kann in dieser Position sowohl bei Betrieb auf dem Tisch als auch in der Hand gut getippt und gesehen werden.
Die Qualität der Hardware ist auf den ersten Blick hervorragend: Das Gerät liegt gut in der Hand, ist sauber und ohne Spiel verarbeitet und macht einen absolut wertigen Eindruck. Die Front des Gerätes mischt Eigenschaften des HD7 und des Mozart: Display und die Touch-Tasten befinden sich unter einer durchgehenden Schreibe wie beim HTC Mozart, darüber und darunter befinden sich die Gitter, die auch schon beim HD7 den Eindruck von Lautsprechern bewirkten (allerdings auch beim 7 Pro keine sind). Um das Display befindet sich ein glänzender Plastikrahmen, dem man durchaus auch abnehmen würde, dass er aus beschichtetem Aluminium wäre.
Die Rückseite besteht aus dem Akkudeckel aus gebürstetem Aluminium, der sich nur öffnen lässt, wenn die Tastatur ausgeschoben ist. Darüber befindet sich die Linse der 5 Megapixel-Kamera, die ebenfalls in eine kleine Aluplatte eingelassen ist. Darüber wiederum die Fotoleuchte (die wie beim HD7 – und im Gegensatz zum Mozart – über eine kleine Applikation von HTC als Taschenlampe genutzt werden kann). Der Rest des Gerätes ist aus dem gummierten Plastik, das auch das HTC Mozart verwendet, und gegen Fingerabdrücke resistent. Die Kamerataste rechts passt sich in den glänzenden Rahmen des Displays ein, die Lautstärketasten sind links am Gerät untergebracht und passen sich dort glatt ein.
Im Betrieb ist das HTC 7 Pro ein typisches HTC Windows Phone 7: die Metro-Oberfläche läuft flüssig und schnell, die Navigation durch die Menüs ist ebenfalls flüssig, Windows Phone 7 macht einfach Spass. Zwei HTC-Krankheiten (die offensichtlich auch nur auf diesen Geräten vorkommen, hat das 7 Pro allerdings leider auch geerbt: Unmotiviert flackern die Kacheln auf dem Startbildschirm, wobei nicht nachvollziehbar ist, was dazu führt oder wann es passiert. Selten zwar, aber nicht schön.
Ebenfalls sind die Benachrichtigungstöne bei einer eingegangenen E-Mail oder SMS manchmal abgehackt. Man hört sie, aber es klingt, als würde das Gerät mitten im Ton überlegen.
Das besondere am HTC 7 Pro ist die ausschiebbare Hardware-Tastatur, und diese schreit förmlich nach einem Vergleich zum HTC Touch Pro2. Leider... denn diesem Vergleich hält die Tastatur des HTC 7 Pro leider nicht Stand. Es geht los damit, dass die Tastatur nicht so weich aufgeschoben werden kann, sondern gefühlt ein wenig „hakt“. Das mag sich nach längerer Benutzung noch ein wenig geben, ist aber auf den ersten Blick nicht so schön.
Hinzu kommt, dass die Abmessungen und der Abstand der Tasten zwar großzügig bemessen sind und ein schnelles Tippen erlauben (würden), dem aber der geringe Tastenhub im Weg steht. Soll heißen: die Tastatur fühlt sich wie eine billige Folientastatur an, die Tastenwege vom gelösten zum gedrückten Zustand sind so gering, dass man unweigerlich unsicher wird, ob der Tastendruck nun registriert wurde oder nicht. Keine Frage, man gewöhnt sich mit der Zeit daran, aber ein so komfortables Tippgefühl wie beim Vorgänger mag sich trotzdem nicht einstellen.
Ist diese Hardwaretastatur nun spürbar effektiver als die Bildschirmtastatur im Querformat? Offen gesagt bin ich unentschlossen: Ich habe mich über die Monate gut daran gewöhnt, meine Mails auf dem Bildschirm zu tippen, und darin eine gewisse Übung und die damit verbundene Geschwindigkeit erreicht. Viel schneller bin ich auf der Hardwaretastatur nicht, zumal sich hier für den in mehreren Sprachen schreibenden Benutzer noch ein zusätzliches Hindernis stellt: Das Umschalten von Deutsch auf Englisch (was vor allem wegen der Rechtschreibkorrektur wichtig ist), das auf der Softtastatur durch eine zusätzliche Taste (DE bzw. EN) realisiert wird, ist auf der Hardwaretastatur nicht vorgesehen. Hat man also gerade eine englische Mail geschrieben und will auf Deutsch umschalten, dann muss erst die Softtastatur geöffnet werden, der Sprachwechsel vorgenommen werden und dann die Hardwaretastatur ausgeschoben werden. Keine Frage: Das ist kein Problem für den Standardanwender, wen es aber trifft, der wird davon nicht begeistert sein.
Punkten kann der HTC 7 Pro bei der Akkulaufzeit: Bei Standardbetrieb (alle automatischen Synchronisationen ein, Dauerverbindung zum Exchange-Server, moderate Telefonie und starke Nutzung als Adressbuch, Terminkalender und E-Mail-Maschine hält dieser mit seinen 1500mAh gute zwei Tage durch, teilweise sogar ein wenig mehr. Die ist aktuell der Top-Wert aller verfügbaren Windows Phone 7-Geräte.
Hier noch einige Vergleichbilder zum HTC HD7:
Preis:
EUR 569,- ohne Vertrag bei O2.
Fazit:
Am Ende des Tages hinterlässt das HTC 7 Pro einen gemischten Eindruck: Haptik und Verarbeitung können gefallen, auch wenn das Gerät mit knappen 180 Gramm ein Schwergewicht ist, kann man es trotzdem noch gut handhaben. Der Akku erlaubt einen sicheren Betrieb unterwegs, ohne dauernd mit Sorge auf die Akkustandsanzeige schauen zu müssen.
Die Tastatur allerdings, die ja das Kernmerkmal des Gerätes ist, enttäuscht mehr, als sie begeistert. Für Feinde der Bildschirmtastaturen eine Alternative, wer auf dem Bildschirm aber schon schnell und sicher tippt, dem bringt sie kaum Mehrwert (schlägt aber beim Gewicht natürlich zu Buche).
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